Was sind Leerkosten? – Erklärung, Beispiel, Formel

1. Einleitung

a. Definition von Leerkosten

Leerkosten sind ein Begriff aus dem betrieblichen Rechnungswesen, der sich auf die Fixkosten bezieht, die entstehen, wenn eine Anlage oder ein Betriebsmittel ungenutzt bleibt. Sie sind unabhängig von der Auslastung und fallen auch an, wenn keine Produktion stattfindet. Leerkosten können beispielsweise Mieten, Gehälter oder Abschreibungen sein, die trotz geringer oder keiner Auslastung der Produktionsmittel anfallen. Sie sind von besonderer Bedeutung, da sie die Rentabilität eines Unternehmens beeinflussen können und bei der Kalkulation von Angeboten oder der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden müssen.

b. Bedeutung der Leerkosten im betrieblichen Rechnungswesen

Im betrieblichen Rechnungswesen spielen Leerkosten eine wichtige Rolle, da sie die gesamten Kosten eines Unternehmens beeinflussen und somit auch die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit. Sie sind ein entscheidender Faktor bei der Bewertung von Investitionen und der Planung von Produktion und Kapazitäten. Leerkosten sind besonders relevant in Branchen, in denen die Fixkosten einen großen Anteil an den Gesamtkosten haben, wie beispielsweise in der Industrie oder im Dienstleistungssektor.

c. Zielsetzung des Artikels

Das Ziel dieses Artikels ist es, Ihnen ein umfassendes Verständnis des Begriffs „Leerkosten“ zu vermitteln, einschließlich seiner Definition, Bedeutung und Berechnung. Wir werden uns mit der Formel zur Berechnung von Leerkosten befassen und anhand eines praktischen Beispiels zeigen, wie diese in der betrieblichen Praxis angewendet werden können. Darüber hinaus werden wir eine Übung zur Berechnung von Leerkosten anbieten, um Ihr Verständnis der Thematik zu vertiefen.

2. Grundlagen der Leerkosten

a. Unterscheidung zwischen Fixkosten und variablen Kosten

Um Leerkosten besser zu verstehen, ist es wichtig, die Unterscheidung zwischen Fixkosten und variablen Kosten zu kennen. Fixkosten sind Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge oder Auslastung konstant bleiben. Sie fallen regelmäßig an und sind nicht direkt mit der Produktion verbunden. Beispiele für Fixkosten sind Mieten, Versicherungen und Gehälter für Angestellte. Variable Kosten hingegen variieren in Abhängigkeit von der Produktionsmenge und sind direkt mit der Herstellung von Produkten oder Dienstleistungen verbunden. Beispiele für variable Kosten sind Rohstoffe, Energiekosten und Löhne für Zeitarbeiter.

b. Bedeutung der Fixkosten in der Kostentheorie

In der Kostentheorie spielen Fixkosten eine wichtige Rolle, da sie die Grundlage für die Kalkulation von Preisen und Angeboten bilden. Sie müssen in der Preisgestaltung berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass ein Unternehmen rentabel arbeiten kann. Fixkosten sind unvermeidlich und müssen gedeckt werden, um den Fortbestand eines Unternehmens zu gewährleisten. Daher ist es für Unternehmer und Manager wichtig, die Höhe der Fixkosten zu kennen und Wege zu finden, um diese zu reduzieren oder effizienter zu gestalten.

c. Beispiele für typische Leerkosten

Leerkosten sind ein spezieller Typ von Fixkosten, die anfallen, wenn ein Betriebsmittel oder eine Anlage ungenutzt bleibt. Einige typische Beispiele für Leerkosten sind:

1. Miete oder Abschreibungen für nicht genutzte Produktionsstätten oder Büroflächen.
2. Gehälter von Mitarbeitern, die in Zeiten geringer Auslastung keine produktiven Aufgaben erfüllen können.
3. Versicherungsprämien und Wartungskosten für Maschinen, die außer Betrieb sind.
4. Kosten für die Lagerung von ungenutzten Rohstoffen oder fertigen Produkten.

Diese Kosten entstehen, auch wenn kein direkter Nutzen aus den betroffenen Ressourcen gezogen wird. Es ist daher wichtig, sie bei der Kalkulation von Preisen und Angeboten sowie bei der Kapazitätsplanung zu berücksichtigen.

3. Berechnung der Leerkosten

a. Formel zur Berechnung der Leerkosten

Die Berechnung der Leerkosten ist ein wichtiger Schritt, um ein vollständiges Bild der finanziellen Situation eines Unternehmens zu erhalten. Die grundlegende Formel zur Berechnung der Leerkosten lautet:

Leerkosten = Fixkosten × (1 – Auslastung)

Hierbei sind die Fixkosten die Gesamtkosten, die unabhängig von der Produktionsmenge oder Auslastung anfallen, und die Auslastung ist der Prozentsatz der tatsächlich genutzten Kapazität im Verhältnis zur maximal möglichen Kapazität. Die Auslastung wird normalerweise als Dezimalzahl zwischen 0 und 1 ausgedrückt, wobei 0 einer vollständigen Unterauslastung und 1 einer vollständigen Auslastung entspricht.

b. Unterschiedliche Berechnungsansätze

Es gibt verschiedene Ansätze zur Berechnung der Leerkosten, abhängig von der Art der Fixkosten und der betrieblichen Situation. Einige Unternehmen verwenden eine einfache lineare Formel, wie oben beschrieben, während andere komplexere Modelle verwenden, die unterschiedliche Kostenstrukturen und Auslastungsniveaus berücksichtigen. Einige Berechnungsansätze beinhalten auch die Berücksichtigung von Opportunitätskosten, also den entgangenen Gewinnen, die durch die Nichtnutzung von Ressourcen entstehen.

c. Bedeutung der Leerkosten in der Kostenrechnung und -kontrolle

Die Berechnung der Leerkosten ist ein wesentlicher Bestandteil der Kostenrechnung und -kontrolle. Sie ermöglicht es Unternehmen, die Effizienz ihrer Produktionsprozesse und die Auswirkungen von Investitionen in neue Anlagen oder Technologien zu bewerten. Durch die Identifizierung und Analyse der Leerkosten können Unternehmen mögliche Kostensenkungspotenziale erkennen und Maßnahmen ergreifen, um ihre Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Dazu gehören beispielsweise die Anpassung der Produktionskapazitäten, die Umstrukturierung von Arbeitsabläufen oder die Einführung neuer Technologien zur Effizienzsteigerung.

4. Beispiel zur Veranschaulichung der Leerkosten

a. Beispielunternehmen und dessen Kostenstruktur

Um die Berechnung und Bedeutung der Leerkosten besser zu verdeutlichen, betrachten wir ein fiktives Beispielunternehmen, das Tische herstellt. Die Kostenstruktur des Unternehmens setzt sich aus Fixkosten und variablen Kosten zusammen:

  • Fixkosten: 10.000 € pro Monat (Miete, Gehälter, Versicherungen)
  • Variable Kosten: 50 € pro Tisch (Material, Energie, Löhne für Zeitarbeiter)

Die maximale Produktionskapazität des Unternehmens liegt bei 500 Tischen pro Monat.

b. Berechnung der Leerkosten im Beispiel

Angenommen, das Unternehmen produziert in einem bestimmten Monat nur 300 Tische. Die Auslastung für diesen Monat beträgt:

Auslastung = Tatsächlich produzierte Tische / Maximale Produktionskapazität
Auslastung = 300 Tische / 500 Tische
Auslastung = 0,6 (60%)

Mit der oben genannten Formel können wir nun die Leerkosten für diesen Monat berechnen:

Leerkosten = Fixkosten × (1 – Auslastung)
Leerkosten = 10.000 € × (1 – 0,6)
Leerkosten = 10.000 € × 0,4
Leerkosten = 4.000 €

In diesem Monat entstehen dem Unternehmen also 4.000 € an Leerkosten, da es 40% unter seiner maximalen Produktionskapazität arbeitet.

c. Interpretation und Analyse der Ergebnisse

Die Berechnung der Leerkosten hilft dem Unternehmen, die finanziellen Auswirkungen der Unterauslastung seiner Produktionskapazitäten zu erkennen. In diesem Fall belaufen sich die Leerkosten auf 4.000 € pro Monat, was die Rentabilität des Unternehmens beeinträchtigt.

Die Geschäftsleitung könnte diese Informationen nutzen, um Maßnahmen zur Reduzierung der Leerkosten zu ergreifen, wie zum Beispiel:

  • Anpassung der Produktionskapazitäten an die tatsächliche Nachfrage
  • Einführung von flexibleren Arbeitszeitmodellen, um Personalkosten anzupassen
  • Suche nach zusätzlichen Absatzmöglichkeiten, um die Auslastung zu erhöhen
  • Investitionen in effizientere Produktionsprozesse oder Technologien

Durch die Analyse der Leerkosten kann das Unternehmen seine Kostenstruktur optimieren und seine Rentabilität langfristig verbessern.

5. Übung zur Vertiefung des Verständnisses

a. Aufgabenstellung zur Berechnung von Leerkosten

Um Ihr Verständnis der Berechnung von Leerkosten zu vertiefen, stellen wir Ihnen eine Übungsaufgabe zur Verfügung:

Ein Unternehmen stellt Sportgeräte her und hat folgende Kostenstruktur:

  • Fixkosten: 15.000 € pro Monat (Miete, Gehälter, Versicherungen)
  • Variable Kosten: 30 € pro Sportgerät (Material, Energie, Löhne für Zeitarbeiter)

Die maximale Produktionskapazität des Unternehmens beträgt 1.000 Sportgeräte pro Monat. Im letzten Monat wurden jedoch nur 700 Sportgeräte produziert. Berechnen Sie die Leerkosten für diesen Monat.

b. Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Lösung

1. Berechnen Sie die Auslastung des Unternehmens:
Auslastung = Tatsächlich produzierte Sportgeräte / Maximale Produktionskapazität

2. Setzen Sie die gegebenen Werte in die Auslastungsformel ein und berechnen Sie die Auslastung:
Auslastung = 700 Sportgeräte / 1.000 Sportgeräte

3. Berechnen Sie die Leerkosten mit der Leerkostenformel:
Leerkosten = Fixkosten × (1 – Auslastung)

4. Setzen Sie die gegebenen Werte in die Leerkostenformel ein und berechnen Sie die Leerkosten:
Leerkosten = 15.000 € × (1 – Auslastung)

c. Musterlösung und Erklärung

1. Berechnung der Auslastung:
Auslastung = 700 Sportgeräte / 1.000 Sportgeräte
Auslastung = 0,7 (70%)

2. Berechnung der Leerkosten:
Leerkosten = 15.000 € × (1 – 0,7)
Leerkosten = 15.000 € × 0,3
Leerkosten = 4.500 €

Die Leerkosten für das Unternehmen im gegebenen Monat betragen 4.500 €. Dies zeigt, dass das Unternehmen aufgrund der Unterauslastung seiner Produktionskapazität zusätzliche Kosten trägt. Um diese Kosten zu reduzieren, kann das Unternehmen Maßnahmen ergreifen, wie z. B. die Anpassung der Produktionskapazität, die Suche nach neuen Absatzmärkten oder die Verbesserung der Produktionseffizienz.

6. Fazit und Zusammenfassung

a. Wichtigkeit der Leerkosten im betrieblichen Rechnungswesen

Leerkosten sind ein zentraler Aspekt im betrieblichen Rechnungswesen und beeinflussen die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Sie sind ein spezieller Typ von Fixkosten, die entstehen, wenn ein Betriebsmittel oder eine Anlage ungenutzt bleibt. Die Identifizierung, Berechnung und Analyse von Leerkosten ermöglichen es Unternehmen, ihre Kostenstrukturen besser zu verstehen und Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung zu ergreifen.

b. Bedeutung der Berechnung und Analyse von Leerkosten

Die Berechnung der Leerkosten ist ein wichtiger Schritt, um ein vollständiges Bild der finanziellen Situation eines Unternehmens zu erhalten und informierte Entscheidungen über Investitionen, Kapazitätsplanung und Preisgestaltung zu treffen. Die Analyse der Leerkosten kann dazu beitragen, Kostensenkungspotenziale zu erkennen und Maßnahmen zur Verbesserung der Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit zu ergreifen.

c. Abschließende Gedanken

Insgesamt ist ein fundiertes Verständnis der Leerkosten und ihrer Bedeutung im betrieblichen Rechnungswesen unerlässlich, um ein Unternehmen erfolgreich zu führen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Berechnung und Analyse von Leerkosten bieten wichtige Erkenntnisse, die dazu beitragen können, die Effizienz und Rentabilität eines Unternehmens zu verbessern. Indem Sie die in diesem Artikel vorgestellten Konzepte und Berechnungen verstehen und anwenden, sind Sie besser gerüstet, um die finanziellen Aspekte Ihres Unternehmens zu bewältigen und seine langfristige Erfolgsgeschichte zu sichern.

Quellen & weiterführende Informationen

  1. Horngren, C. T., Datar, S. M., & Rajan, M. V. (2014). Cost Accounting: A Managerial Emphasis (15th ed.). Pearson. (Ein Standardwerk der Kostenrechnung, das auch Leerkosten und deren Berechnung behandelt.) Link: https://amzn.to/3LDTig4
  2. Drury, C. (2012). Management and Cost Accounting (8th ed.). Cengage Learning. (Ein umfassendes Buch über Kosten- und Managementrechnung, das auch Themen wie Leerkosten und Kapazitätsauslastung behandelt.) Link: https://amzn.to/3pd03xR
  3. Kostenrechnung: Einführung in die Vollkosten- und Teilkostenrechnung von Jürgen Weber und Barbara E. Weißenberger (Ein deutschsprachiges Buch, das Grundlagen der Kostenrechnung, einschließlich Leerkosten, behandelt.) Link: https://amzn.to/3VBDAq7
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