Einleitung
Giffen-Güter sind eine spezielle Form von Gütern, die sich von normalen Gütern dadurch unterscheiden, dass ihre Nachfrage steigt, wenn ihr Preis steigt. Dies mag auf den ersten Blick paradox klingen, da es der gängigen Vorstellung von Angebot und Nachfrage widerspricht. Dennoch haben Giffen-Güter eine wichtige Bedeutung in der Volkswirtschaftslehre und können in bestimmten Situationen auftreten.
In diesem Artikel werden wir uns mit Giffen-Gütern beschäftigen und ihre Definition, Eigenschaften und Auswirkungen genauer untersuchen. Dabei werden wir auch die grundlegenden Konzepte der Preiselastizität der Nachfrage, des Einkommenseffekts und des Substitutionseffekts erläutern, die für das Verständnis von Giffen-Gütern von zentraler Bedeutung sind.
Zunächst werden wir jedoch die Frage klären, was Giffen-Güter überhaupt sind und welche Rolle sie in der Wirtschaft spielen. Dazu werden wir die Definition von Giffen-Gütern erläutern und ihre Bedeutung und Relevanz in der Volkswirtschaftslehre diskutieren.
Grundlagen der Preiselastizität der Nachfrage
Die Preiselastizität der Nachfrage ist ein wichtiges Konzept in der Volkswirtschaftslehre, das angibt, wie stark sich die Nachfrage eines Gutes ändert, wenn sich sein Preis ändert. Die Preiselastizität der Nachfrage hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Verfügbarkeit von Substitutionsgütern, der Dauer des Zeitraums, in dem sich der Preis ändert, und der Art des Gutes selbst.
Die Preiselastizität der Nachfrage lässt sich berechnen, indem man die prozentuale Änderung der Nachfrage durch die prozentuale Änderung des Preises teilt. Wenn die Preiselastizität der Nachfrage größer als 1 ist, spricht man von einer elastischen Nachfrage, d.h. die Nachfrage ändert sich stark, wenn sich der Preis ändert. Wenn die Preiselastizität der Nachfrage kleiner als 1 ist, spricht man von einer unelastischen Nachfrage, d.h. die Nachfrage ändert sich nur wenig, wenn sich der Preis ändert.
Für Giffen-Güter ist die Preiselastizität der Nachfrage von besonderer Bedeutung, da sie dazu führt, dass sich die Nachfrage bei steigendem Preis erhöht. Dies liegt daran, dass der Einkommenseffekt bei Giffen-Gütern stärker ist als der Substitutionseffekt. Der Einkommenseffekt beschreibt die Änderung der Nachfrage aufgrund einer Änderung des Einkommens, während der Substitutionseffekt die Änderung der Nachfrage aufgrund einer Änderung des Preises eines Gutes im Vergleich zu anderen Gütern beschreibt.
Insgesamt zeigt die Preiselastizität der Nachfrage, wie sensibel die Nachfrage auf Preisänderungen reagiert, und ist daher ein wichtiger Faktor für die Bestimmung von Angebot und Nachfrage auf einem Markt. Im nächsten Abschnitt werden wir uns genauer mit den Konzepten des Einkommenseffekts und des Substitutionseffekts auseinandersetzen und ihre Rolle bei Giffen-Gütern erläutern.
Einkommenseffekt und Substitutionseffekt
Der Einkommenseffekt beschreibt die Änderung der Nachfrage aufgrund einer Änderung des Einkommens eines Konsumenten. Wenn das Einkommen steigt, steigt auch die Nachfrage nach normalen Gütern, während die Nachfrage nach inferioren Gütern sinkt. Bei Giffen-Gütern ist der Einkommenseffekt jedoch anders, da sie inferiore Güter sind, bei denen die Nachfrage bei steigendem Einkommen abnimmt. Dies liegt daran, dass Konsumenten bei einem höheren Einkommen tendenziell auf höherwertige Güter umsteigen und inferiore Güter meiden.
Der Substitutionseffekt hingegen beschreibt die Änderung der Nachfrage aufgrund einer Änderung des Preises eines Gutes im Vergleich zu anderen Gütern. Wenn der Preis eines Gutes steigt, steigt die Nachfrage nach anderen Gütern, die als Ersatz dienen können. Bei Giffen-Gütern ist der Substitutionseffekt jedoch schwächer als der Einkommenseffekt, da es keine oder nur wenige Substitutionsmöglichkeiten gibt.
Insgesamt führt die Kombination von Einkommenseffekt und Substitutionseffekt bei Giffen-Gütern dazu, dass sich die Nachfrage bei steigendem Preis erhöht. Dies mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, ist jedoch auf die spezifischen Eigenschaften von Giffen-Gütern zurückzuführen. Um dies zu verdeutlichen, betrachten wir ein einfaches Beispiel:
Angenommen, ein Konsument hat ein begrenztes Einkommen und teilt sein Budget auf zwei Güter auf: Brot und Fleisch. Brot ist ein Giffen-Gut, während Fleisch ein normales Gut ist. Wenn der Preis für Brot steigt, kann sich der Konsument weniger Brot leisten und muss sein Budget auf andere Güter umverteilen. Da Fleisch ein normales Gut ist, steigt bei sinkendem Preis die Nachfrage nach Fleisch, da der Konsument mehr Geld für andere Güter zur Verfügung hat. Bei Brot ist hingegen der Einkommenseffekt stärker als der Substitutionseffekt, da es keine oder nur wenige Ersatzgüter gibt. Daher steigt die Nachfrage nach Brot bei steigendem Preis, da der Konsument sein Budget auf Brot umverteilt.
Insgesamt zeigt sich, dass Einkommenseffekt und Substitutionseffekt bei Giffen-Gütern zu einem ungewöhnlichen Nachfrageverhalten führen können, das sich von normalen Gütern unterscheidet. Im nächsten Abschnitt werden wir uns mit der Beziehung zwischen Giffen-Gütern und der Armutsgrenze auseinandersetzen.
Armutsgrenze und Giffen-Güter
Die Armutsgrenze ist ein wichtiger Indikator für die Lebensbedingungen von Menschen und bezeichnet das Einkommen oder den Lebensstandard, unterhalb dessen man als arm gilt. Die Armutsgrenze variiert je nach Land und Region und wird oft anhand von statistischen Daten berechnet.
Für Giffen-Güter ist die Armutsgrenze von besonderer Bedeutung, da sie sich auf das Nachfrageverhalten auswirken kann. Wenn die Armutsgrenze sinkt, werden die Menschen ärmer und müssen ihr Budget einschränken. Bei Giffen-Gütern kann dies dazu führen, dass die Nachfrage nach diesen Gütern steigt, da die Konsumenten gezwungen sind, auf billigere Alternativen zu verzichten und sich auf Giffen-Güter zu beschränken.
Dieses Phänomen lässt sich anhand eines einfachen Beispiels verdeutlichen: Angenommen, ein Konsument mit einem begrenzten Budget muss zwischen Brot und Reis wählen. Brot ist ein Giffen-Gut, während Reis ein normales Gut ist. Wenn der Preis für Brot steigt und der Konsument gezwungen ist, auf Reis umzusteigen, wird er insgesamt weniger Nahrungsmittel konsumieren können. Wenn jedoch die Armutsgrenze sinkt und der Konsument gezwungen ist, sich auf noch billigere Alternativen zu beschränken, kann es dazu kommen, dass er wieder vermehrt Brot konsumiert, da es für ihn die einzige erschwingliche Option ist.
Insgesamt zeigt sich, dass Giffen-Güter in besonderem Maße von der Armut betroffen sind und dazu beitragen können, dass sich Armut und Unterernährung in bestimmten Regionen und Bevölkerungsgruppen verfestigen. Daher sind Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und zur Sicherung einer ausreichenden Nahrungsversorgung von großer Bedeutung. Im nächsten Abschnitt werden wir uns mit konkreten Beispielen für Giffen-Güter auseinandersetzen.
Beispiele für Giffen-Güter
Es gibt verschiedene Beispiele für Giffen-Güter in der Wirtschaft, die uns helfen, die Besonderheiten dieser Güter zu verstehen. Im Folgenden stellen wir einige der bekanntesten Beispiele vor:
Kartoffeln in Irland
Ein bekanntes Beispiel für Giffen-Güter sind Kartoffeln in Irland im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war die Bevölkerung in Irland sehr arm und konnte sich nur wenige Nahrungsmittel leisten. Kartoffeln waren das Hauptnahrungsmittel der armen Bevölkerung und machten einen großen Teil ihres Budgets aus. Als jedoch die Kartoffelernte schlecht ausfiel und die Preise für Kartoffeln stiegen, war die arme Bevölkerung gezwungen, ihr Budget weiter einzuschränken und auf billigere Alternativen zu verzichten. Da es jedoch kaum Ersatzmöglichkeiten für Kartoffeln gab, stieg die Nachfrage nach Kartoffeln trotz des höheren Preises.
Reis in China
Ein weiteres Beispiel für Giffen-Güter sind Reis und andere Grundnahrungsmittel in China. Wenn die Preise für Reis steigen, sind die Menschen gezwungen, auf billigere Alternativen wie Nudeln oder Brot umzusteigen. Bei sehr armen Bevölkerungsschichten kann es jedoch dazu kommen, dass sie auf Grundnahrungsmittel wie Reis angewiesen sind und ihr Budget nicht weiter einschränken können. In diesem Fall steigt die Nachfrage nach Reis trotz des höheren Preises.
Brennholz in Ländern mit niedrigem Einkommen
Auch Brennholz ist ein Beispiel für ein Giffen-Gut, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen. In vielen Regionen sind die Menschen auf Brennholz als Energiequelle für das Kochen und Heizen angewiesen. Wenn die Preise für Brennholz steigen, sind die Menschen gezwungen, auf teurere Alternativen wie Gas oder Strom umzusteigen. Bei sehr armen Bevölkerungsschichten kann es jedoch dazu kommen, dass sie sich kein Gas oder Strom leisten können und weiterhin auf Brennholz angewiesen sind. In diesem Fall steigt die Nachfrage nach Brennholz trotz des höheren Preises.
Insgesamt zeigen diese Beispiele, dass Giffen-Güter vor allem bei armen Bevölkerungsschichten und in Ländern mit niedrigem Einkommen von Bedeutung sind. Die Besonderheiten von Giffen-Gütern sind dabei nicht nur ökonomisch relevant, sondern haben auch soziale und politische Implikationen. Im nächsten Abschnitt werden wir uns daher mit den Auswirkungen von Giffen-Gütern auf Angebot und Nachfrage auseinandersetzen.
Auswirkungen von Giffen-Gütern auf Angebot und Nachfrage
Giffen-Güter haben besondere Auswirkungen auf Angebot und Nachfrage, die sich von normalen Gütern unterscheiden. Wenn der Preis für ein normales Gut steigt, sinkt die Nachfrage und das Angebot steigt, da die Produzenten mehr Anreize haben, das Gut zu produzieren und zu verkaufen. Bei Giffen-Gütern ist dies jedoch anders, da sich die Nachfrage bei steigendem Preis erhöht.
Dies führt dazu, dass sich das Angebot bei Giffen-Gütern verringert, da die Produzenten aufgrund der höheren Nachfrage den Preis weiter erhöhen können. Giffen-Güter sind daher oft mit Monopolen oder oligopolistischen Marktstrukturen verbunden, bei denen wenige Produzenten den Markt beherrschen und die Preise kontrollieren können.
Darüber hinaus können Giffen-Güter zu sozialen und politischen Problemen führen, da sie dazu beitragen können, dass sich Armut und Unterernährung in bestimmten Regionen und Bevölkerungsgruppen verfestigen. Um dies zu verhindern, sind gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und zur Sicherung einer ausreichenden Nahrungsversorgung notwendig.
Insgesamt zeigt sich, dass Giffen-Güter eine besondere Bedeutung in der Volkswirtschaftslehre haben und wichtige Implikationen für die ökonomische und soziale Entwicklung haben können. Durch das Verständnis der Eigenschaften und Auswirkungen von Giffen-Gütern können wir besser verstehen, wie Märkte funktionieren und wie wir soziale Ungleichheit und Armut bekämpfen können.
Fazit
Giffen-Güter sind ein wichtiger Teil der Volkswirtschaftslehre und haben besondere Eigenschaften, die sich von normalen Gütern unterscheiden. Sie sind inferiore Güter, bei denen die Nachfrage bei steigendem Preis zunimmt, was auf das Zusammenspiel von Einkommenseffekt und Substitutionseffekt zurückzuführen ist.
Giffen-Güter haben auch besondere Auswirkungen auf Angebot und Nachfrage, da sie oft mit Monopolen oder oligopolistischen Marktstrukturen verbunden sind und zu sozialen und politischen Problemen führen können, insbesondere bei armen Bevölkerungsschichten und in Ländern mit niedrigem Einkommen.
Um die Auswirkungen von Giffen-Gütern zu verstehen und zu vermeiden, sind gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und zur Sicherung einer ausreichenden Nahrungsversorgung notwendig. Durch das Verständnis von Giffen-Gütern können wir auch die Funktionsweise von Märkten besser verstehen und soziale Ungleichheit und Armut bekämpfen.
Insgesamt können Giffen-Güter uns helfen, die komplexen Zusammenhänge in der Volkswirtschaftslehre zu verstehen und uns auf die Herausforderungen vorzubereiten, die uns in der Zukunft erwarten.
Quellen & weiterführende Informationen
- Baumol, W. J., & Blinder, A. S. (2015). Microeconomics: Principles and Policy. Cengage Learning.
- Mankiw, N. G., & Taylor, M. P. (2017). Economics. Cengage Learning.
- Stiglitz, J. E., Walsh, C. E., & Das, J. (2015). Principles of Microeconomics. W. W. Norton & Company.

Hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kassel studiert.
Einzelunternehmer seit Mai 2006 & Chefredakteur von Uni-24.de
Geschäftsführer der Immocado UG (haftungsbeschränkt)