Was ist ein Kalkulationsfaktor?
Um zu verstehen, was das genau für ein Faktor ist, muss man verstehen, wozu man ihn überhaupt braucht. Einfach ausgedrückt ist der Kalkulationsfaktor eine unkomplizierte und zeitsparende Alternative zur internen Kostenträgerrechnung. Er stellt das Verhältnis vom Bruttoverkaufspreis zum Bezugspreis dar, quasi einen Aufschlag darauf. Er fungiert als Multiplikator, welcher mit dem Betrag des Bezugspreises multipliziert wird. Das Resultat ergibt den sogenannten Listenverkaufspreis. Dieses Verfahren wird laut Wirtschaftswissenschaften immer aus Vergangenheitswerten ermittelt, um das Ergebnis eines Listenpreises für den Endkonsumenten zu erhalten oder diesen korrekt auszudrücken. Man kann sich einen Einzelhändler vorstellen, der beispielsweise ein Kleidungsgeschäft führt. Er muss all seine monatlich auflaufenden Kosten decken können. Also kalkuliert er einen gewissen Aufschlag zum tatsächlichen Wert der Produkte, die er erworben hat. Diesen Wert denkt er sich nicht beliebig aus, sondern errechnet ihn anhand vergangener Bilanzen und den tatsächlichen Verkaufszahlen.
Was versteht man unter einem Bezugspreis?
Als Bezugspreis wird der Betrag für ablösende oder abnehmbare Waren bezeichnet. Im Einzelhandel ist damit der Einstandspreis gemeint, zu dem jegliche Handelswaren im Einkauf beschaffen werden können. Der ermittelte Bezugspreis oder auch Einstandspreis genannt, zeigt den realen Wert wieder, die Kleinhändler oder Großunternehmen für den Erhalt der Ware oder einer Dienstleistung zahlen müssten.
Berechnung des Kalkulationsfaktors anhand einiger Beispiele
Der Faktor lässt sich mithilfe einer einfachen Formel berechne und ergibt sich, indem man den Listenverkaufspreis als Divisor mit dem Einstandspreis dividiert. Wären die Verkaufszahlen eines Produktes beispielsweise bei einem Wert von 560,00 EUR und einem Einkaufswert von 400,00 Euro, würde der Kalkulationsfaktor wie folgt aussehen: 560 / 400 = 1,4. Oder man zählt zu 1 den in Prozent angegebenen Kalkulationsaufschlag in Dezimalschreibweise dazu: 1 + 0,4 = 1,4.
Beispiel 1:
Zwei konkurrierende Weinhändler kaufen mehrere Weinflaschen einer edlen Sorte von einem Weingutbesitzer. Eine Flasche dieses begehrten Weines bekommt man zum Händlerpreis von 100,00 EUR. Nun müssen die Händler zuzüglich zum Betrag, den sie aus eigener Finanzkraft aufbringen, einen Betrag für den eigenen Gewinn und deren Kostenabdeckung aufrechnen. Der Kalkulationsfaktor ergibt sich dementsprechend aus den Vergangenheitswerten. Der eine Händler errechnet sich aus den vergangenen Kostenrechnungen einen Kalkulationsfaktor von 1,7 und bietet die Flasche zu einem Preis von 170,00 EUR an, während der andere einen Wert von 2,3 erhält und dieselbe Flasche für 230,00 EUR anbietet. So ergibt es sich, dass man selbst als Kunde anhand der Kaufpreise für sich ermitteln kann, welcher Weinhandel die effektiveren Verkaufszahlen hat.
Beispiel 2:
Der Faktor ist preislich gesehen richtungsweisend, da Großunternehmen ohnehin mit preismindernden Aktionen wie Skonto- und Rabattabrechnungen von Kunden arbeiten müssen. Die Gewinne werden dadurch nicht nur geschmälert, sondern können dem Unternehmen auf Dauer sogar schaden. Die Preiskalkulation durch den Faktor wirkt sich deutlich auf einen ermittelten Listenverkaufspreis aus. Neben der Deckung von Fixkosten erschafft man so zusätzlich eine Garantie für anhaltende Aktionspreise und laufender Kundengewinnung durch jegliche Preisminderungen. Führt ein Handelsunternehmen für jedes Produkt eine vollständige Kostenträgerrechnung durch, würde dies nicht nur viel zu zeitintensiv sein, sondern würde darüber hinaus einen Distanzumschwung mit sich ziehen.
Die Kette dieser Kausalität verfängt sich letztendlich so sehr, dass sie nach einigen Monaten nicht mehr tragbar wäre, da solche Veränderungen die Bilanzen eines Unternehmens zu stark beeinflussen. Um also Zeit auf effiziente Weise zu sparen und einen angemessenen und kostendeckenden Verkaufspreis zu ermitteln, wird bei Verkaufsgegenständen, beispielsweise A und ähnlichen Produkten AA, AAB usw. der Durchschnitt eines Kalkulationsfaktors benutzt. D. h.: Ein Spielzeugauto, das denselben Einkaufspreis wie 20 andere Spielzeugautos hätte, würde dementsprechend zum gleichen Verkaufspreis im Laden angeboten werden, obwohl es nach eigenem Kalkulationsfaktorwert eher um 0,50 EUR Cent weniger angeboten werden müsste.
Fazit
Um ein erfolgreiches Unternehmen zu führen, ist die Berechnung dieser Methode keine Garantie. Anhand des erforderlichen Aufschlags erkennt man lediglich die Notwendigkeit einer Erhöhung der eigenen Angebotspreise. Als inoffizielle Faustformel gilt ein neutraler Kalkulationsfaktorwert von 1,4. Die Differenz von 40 Prozent Gewinn stehen somit zur Deckung von laufenden Kosten und einem gewissen zu verbuchenden Gewinn. Sofern man ein neues Geschäft oder Unternehmen gegründet hat, fährt man mit diesem Wert auf einer sicheren Spur.
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Hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kassel studiert.
Einzelunternehmer seit Mai 2006 & Chefredakteur von Uni-24.de
Geschäftsführer der Immocado UG (haftungsbeschränkt)