Eine Expansionspolitik ist das Bestreben eines Staates bzw. eines Landes, den Macht- und Herrschaftsbereich über das bisherige Herrschaftsgebiet hinaus auszudehnen. Dieses Ziel wird entweder durch kriegerische Annexion oder Kolonisation betrieben.
Expansionspolitik bis zur Frühen Neuzeit
In der Antike und im Mittelalter wurde hauptsächlich die kriegerische Expansion betrieben. Könige, Kaiser und Herrscher waren stets bestrebt, ihre Reiche auszubauen und zu Groß- oder gar Weltreichen zu vergrößern. Die Expansion diente in der Regel dazu, den Wohlstand des eigenen Reiches zu erhöhen und die durch Krieg bezwungene Bevölkerung nach kriegerischer Übernahme zu versklaven, um die Zahl an Arbeitskräften für das eigene Land zu erhöhen. Vielfach wurde auch ein Tribut erhoben, den die Bevölkerung an die neuen Herrscher zahlen musste.
Expansionspolitik seit Christoph Kolumbus
Mit der Erschließung des süd- und nordamerikanischen Kontinents durch europäische Staaten wie Spanien, Frankreich und England begann zum Ende des 15. Jahrhunderts eine Form der Expansionspolitik, die nicht mehr ausschließlich der Erhöhung von Wohlstand diente. Die ersten europäischen Kolonisatoren waren zwar durchaus an reichen Schätzen, seltenen Gewürzen und neuen Ressourcen interessiert. Es ging allerdings bei dieser Expansionspolitik auch um die Erschließung von neuem Lebensraum.
Europa litt in der Frühen Neuzeit an einer relativen Überbevölkerung. Zusätzlich herrschten vielerorts durch schlechte Ernte bedingte Hungersnöte. Darüber hinaus waren europäische Völker durch Krankheiten wie die Pest geplagt. Diese Faktoren führten dazu, dass die europäischen Großmächte bestrebt waren, neues Land für sich zu gewinnen. Dazu verdrängten sie auf nicht beanspruchtem Gebiet lebende native Völker mit Gewalt und siedelten sich auf den eroberten Gebieten an. Die europäischen Länder teilten Amerika so unter sich auf.
Expansionspolitik in der Neuzeit
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte Europa eine großflächige industrielle Revolution erlebt. In Folge medizinischer, ökonomischer und sozialer Entwicklungen war es daher zu einem großen Bevölkerungszuwachs gekommen. Zusätzlich hatte sich eine vielmals christlich geprägte Überhöhungskultur herausgebildet. Das heißt, viele Europäer waren der Ansicht, dass die westlich-christliche Lebensweise eine Hochkultur war. Gerade dem Kontinent Afrika wurde dahingegen zugeschrieben, sich noch auf einer primitiven Entwicklungsstufe zu befinden.
Mit der Begründung, die afrikanische Bevölkerung missionieren und ihr bei ihrer Entwicklung helfen zu wollen, begannen vor allem England, Frankreich und Deutschland zu dieser Zeit mit einer aggressiven Expansion nach Afrika. Dort errichteten diese Länder eigene Kolonien und begannen damit, die dortigen Stämme zu entmachten und eine eigene Herrschaft zu errichten. Diese Expansion wurde zwar ebenfalls häufig mit Gewalt und kriegerischen Handlungen durchgesetzt. Sie beruhte aber in erste Linie darauf, die Bevölkerung Afrikas dazu zu bringen, den christlichen Glauben zu übernehmen und die jeweilige Sprache der Kolonisatoren zu lernen. Es handelte sich nicht nur um eine kriegerische, sondern auch um eine kulturelle Übernahme.
Expansionspolitik des Nationalsozialismus
Die wohl berüchtigste Expansionspolitik wurde jedoch durch das selbsternannte Dritte Reich der Nationalsozialisten durchgeführt. Geleitet von einer rassistischen Ideologie, die alle anderen Kulturen als minderwertig betrachtete, übernahm Adolf Hitler als Diktator einen rücksichtslosen Feldzug. Er überfiel mehrere Länder wie Polen und Frankreich. Ebenso wurde Krieg gegen England geführt.
Vorherrschendes Ziel der Nationalsozialisten war es, die Regierungen, Infrastruktur und Kulturen dieser Länder vollständig zu zerstören. Die Bevölkerungen sollten durch Zwangsarbeit, Tötungen und Hunger ausgemerzt werden. Die übernommenen Gebiete sollten danach komplett von Deutschen besiedelt werden. Die Folge waren Millionen Todesopfer, die der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. Hinzu kamen Millionen Kriegstote im Zuge des Zweiten Weltkriegs.
Deutung der Expansionspolitik
Nach heutigen demokratischen Prinzipien wird Expansionspolitik als grundlegend negativ betrachtet. Die Souveränität von Staaten ist mittlerweile als grundsätzlich unantastbar vorgesehen. Eine unprovozierte Kriegshandlung zum Zwecke der Expansion gilt deshalb als Kriegsverbrechen.
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Hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Kassel studiert.
Einzelunternehmer seit Mai 2006 & Chefredakteur von Uni-24.de
Geschäftsführer der Immocado UG (haftungsbeschränkt)